5.01 Goethe 1830
Johann Wolfgang von Goethe, Italiänische Reise, II, Neapel, Stuttgart und Tübingen 1830
Fa 200-4300/2 raro III
Goethe war kein Freund von Vulkanen. Als überzeugter Neptunist, der geologische Formationen grundsätzlich als ozeanische Sedimente ansah, hegte er einen fast moralischen Widerwillen gegen die in gewaltsamen Eruptionen hervorgebrachten vulkanischen Formationen („furchtbare, ungestalte Aufhäufung, die sich immer wieder selbst verzehrt und allem Schönheitsgefühl den Krieg ankündigt“ S. 28). Gleichwohl zog ihn der just während seiner Italienreise ausgebrochene Vesuv magisch an. Ende Februar 1817 besucht er als Vorübung die Phlegräischen Felder („zerlästert und unerfreulich, (…) kahle, widerliche Räume“ S. 20), um dann den Vesuv zu „recognosciren“ (22). Muss er ein erstes Mal wegen dichten Rauches umkehren, so gelangt er drei Tage später bis an den Kraterrand: „Der Anblick war weder unterrichtend noch erfreulich“ (30). Obschon von herabstürzenden Lavabrocken fast erschlagen, unternimmt er am 20. März eine dritte Besteigung, der wir eine der anschaulichsten Beschreibungen von Lavaflüssen verdanken (63f.), in deren qualmenden Gluten er fast umgekommen wäre: „Der vorausgegangene Führer (…) ergriff mich, und wir entwanden uns diesem Höllenprudel“ (65). Unser Exemplar entstammt der von Goethe redigierten Vollständigen Ausgabe letzter Hand, durch welche die Italiänische Reise, bereits 1817 erschienen, erstmals größere Verbreitung fand. [GM]