İSTANBUL SURLARI – Die Landmauern von Istanbul

Fotografien von Domenico Ventura

„Ich wüsste nicht, wo sonst man im Orient die Größe des menschlichen Strebens, die Majestät der Macht, den Ruhm der Jahrhunderte,  die Feierlichkeit der Erinnerungen, die Traurigkeit der Ruinen und die Schönheit der Natur versammelt sieht. Es ist ein Anblick, der sowohl Bewunderung und Verehrung als auch Schrecken hervorruft; ein Spektakel, das eines Gesangs von Homer würdig ist.“ (Edmondo De Amicis, Costantinopoli, 1877)

Im Rahmenprogramm des 24. Internationalen Kongresses für Byzantinische Studien in Venedig und Padua präsentiert die Fotothek eine Online-Ausstellung des Fotografen Domenico Ventura über die Landmauern von Konstantinopel. Ursprünglich sollte die Ausstellung im März 2020 vor Ort in der Bibliotheca Hertziana gezeigt und von einem Workshop mit Neslihan Asutay-Effenberger, Silvia Pedone, Silvia Ronchey und Aleksandar Shopov begleitet werden. Die Einladungen waren bereits gedruckt, aber durch den Ausbruch von Covid19 wurden beide Veranstaltungen verhindert.

Einleitung

Die Landmauern von Konstantinopel, die Kaiser Theodosius II. zu Beginn des 5. Jahrhunderts errichtete, sind mit den Aurelianischen Mauern Roms die größten erhaltenen Stadtmauern der Antike. Jahrhunderte lang schützten sie die Hauptstadt des Byzantinischen und später des Osmanischen Reiches vor Angriffen von außen. Obwohl sie das beeindruckendste erhaltene Werk der spätrömischen Militärarchitektur sind, dringen die Touristen heutzutage nur selten bis zu diesem außergewöhnlichen Denkmal vor.
Der Fotograf Domenico Ventura ist mit seiner Kamera seit 2009 mehrfach die Landmauern vom Goldenen Horn bis zum Marmarameer entlanggewandert und hatte stets auch die Chroniken der Eroberung der Stadt im Jahr 1453 sowie die Reiseberichte Edmondo de Amicis‘ von 1874 im Gepäck. Die Ausstellung zielt darauf ab, das Denkmal im Kontext einer Stadt zu erkunden, die einem raschen Modernisierungsprozess unterliegt und dennoch sichtbar mit ihrer Vergangenheit in Kontakt steht. Die Fotografien akzentuieren auch die Übergänge zwischen dem Stadtgebiet und dem ländlichen Raum: In der Tat sind die alten Gärten, die von den „Bewohnern der Mauern“ gepflegt wurden, immer noch als eine der ältesten kultivierten historischen Landschaften im Mittelmeerraum vorhanden, aber aufgrund der modernen Stadtplanung ernsthaft gefährdet. Vermischung, Umgestalten und Vernachlässigung bestimmen die Auswahl der Bilder mit vorwiegend dokumentarischem Charakter. Stellen die Mauern ein Hindernis für Veränderungen dar, oder sind sie eher ein Symbol für die sich ständig ändernde Beziehung der Stadt zu ihren Menschen?

Der Fotograf

Nach dem Studium der Kunstgeschichte des Mittelalters spezialisierte sich Domenico Ventura auf die Dokumentationsfotografie von Kunstwerken und führte Fotokampagnen für wissenschaftliche Veröffentlichungen, Ausstellungskataloge, Restaurierungswerkstätten und archäologische Ausgrabungen in Italien und im Ausland durch. Er arbeitete hierbei u.a. in der Galleria Borghese in Rom, den Vatikanischen Museen, dem Castello Sforzesco in Mailand, dem Archäologischen Park Pompeji, dem Papstpalast in Avignon und dem Freilichtmuseum in Göreme (Kappadokien), dem Archäologischen Museum Istanbul, dem Kloster Deir Mar Musa al Habasci (Damaskus). Er widmet sich auch persönlichen Projekten der Dokumentationsfotografie und hat an verschiedenen Ausstellungen teilgenommen.

https://domenicoventura.com/

Literatur

Neslihan Asutay-Effenberger, Die Landmauer von Konstantinopel – İstanbul. Historisch-topographische und baugeschichtliche Untersuchungen, Berlin e.a. 2007 (Millennium-Studien, 18). DOI: https://doi.org/10.1515/9783110203998

Aleksandar Shopov, „When Istanbul Was a City of Bostāns. Urban Agriculture and Agriculturists“, in A Companion to Early Modern Istanbul, ed. Shirine Hamadeh, Çiğdem Kafescioğlu, Leiden/Boston 2021 (Brill’s Companions to European History, 26), S. 279–307. DOI: https://doi.org/10.1163/9789004468566_012

Impressum

Projekt Tatjana Bartsch, Johannes Röll, Domenico Ventura

Fotografien Domenico Ventura

Texte Tatjana Bartsch, Johannes Röll, Domenico Ventura

Mitarbeit Francesca Denora

Realisierung Tatjana Bartsch

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22. August 2022

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