Der Neubau der Bibliotheca Hertziana

Entwurf: Juan Navarro Baldeweg
Ausführender Architekt: Enrico da Gai
Ausführung: 2003–2012
Wiedereröffnung von Bibliothek und Fotothek: 15. Januar 2013

Außenansichten

Der Neubau der Bibliotheca Hertziana fügt sich, von außen kaum erkennbar, in ein Ensemble historischer Paläste auf dem Grundstück ein, das dem Maler Federico Zuccari (1542–1609) einst als Garten diente. Dieser grenzte an das von Zuccari für sich und seine Familie entworfene Atelier- und Wohnhaus an und war von einer hohen Mauer umgeben, deren als Höllenmaul gestaltetes Portal heute als Haupteingang des Neubaus dient. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Garten des Palazzo Zuccari von seiner damaligen Besitzerin und Gründerin der Bibliotheca Hertziana, Henriette Hertz (1846–1913) überbaut. Hinter der Gartenmauer Zuccaris und den gleichfalls denkmalgeschützten Fassaden des Erweiterungsbaues von Henriette Hertz befinden sich nun auf sieben Etagen verteilt die neuen Räumlichkeiten der Bibliothek und der Fotothek des Instituts.

Innenansichten

Im Inneren des Neubaus gliedern sich terrassenförmig zurückspringende Galerien in lichtem Abstand um einen verglasten und nach oben offenen Hof, so dass der gesamte Raumkörper als ein Ganzes erfahrbar wird. Licht und Luft werden zu wesentlichen Gestaltungselementen der Architektur, die, kombiniert mit hellen und durchsichtigen Materialien wie Travertin, weißem Ziegelmauerwerk, Ahornholz und Glas, dem Bau auf allen Ebenen Eleganz, Harmonie und Weite verleihen.

Durchblicke

Der Neubau ist auf mehreren Ebenen mit den angrenzenden historischen Palästen verbunden, so dass unterschiedliche architektonische Formensprachen aufeinandertreffen und ungewöhnliche Blickwinkel entstehen. In der Sala Terrena, dem ehemals zum Garten hin offenen Loggienraum im Erdgeschoss des Palazzo Zuccari, sind die Deckenfresken Federico Zuccaris vom Ende des 16. Jahrhunderts erhalten geblieben. In ein Dekorationssystem aus reich begrünten Rankenspalieren fügen sich um das zentrale Bildfeld mit der Apotheose des Künstlers ein Allegorienzyklus sowie in den Lünetten die Porträts der Familie Zuccari ein. Am Übergang von Alt- und Neubau verbindet sich so die Erinnerung an den historischen, grünen Familiengarten mit dem Anblick des heutigen »Büchergartens« der Bibliotheca Hertziana.

Lukull

Neun Meter unter dem ehemaligen Garten von Federico Zuccari und unterhalb des zweiten Kellergeschosses des Neubaus befinden sich Reste der spätantiken Villenanlage des römischen Senators Licinius Lucullus (117–56 v.Chr.), die zu Beginn der Bauarbeiten freigelegt, gesichert und archäologisch untersucht wurden.
Erhalten hat sich ein terrassenförmiger und mit Mosaiken ausgeschmückter Wall, der einst zu einem Nymphäum gehörte. Neben weiteren Kleinfunden wurde der Kopf einer marmornen Venusstatuette ausgegraben. Auf 175 Mikropfählen, die ca. 50 Meter tief im Erdreich verankert sind, erheben sich die Fundamente des Neubaus über dieser archäologischen Zone, ohne mit ihr in Kontakt zu geraten.

 

Fotografien: Gabi Fichera, Andrea Jemolo, Andreas Muhs, Johannes Röll

Texte: Tatjana Bartsch, Maria Tafelmeier

Übersetzungen: Camilla Fiore, Baker & Harrison

Weitere Aufnahmen zum Neubau der Bibliotheca Hertziana finden sich im Online-Katalog der Fotothek.

23.5.2013

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